Letztens stolperte ich über eine Tweet, der darüber berichtete, dass die Bundesagentur für Arbeit 60 Mio. EUR in einem IT Projekt versenkt hat. Daraus folgte eine Diskussion, dass das Studium der Informatik in Deutschland unzulänglich sei. Da es sich in 140 Zeichen nicht so schön argumentiern lässt, möchte ich meine grundsätzlichen Gedanken hier noch einmal wiedergeben und auf die gefallenen Argumente eingehen.
Da sage noch mal einer, Kommunikation sei bei Informatik weniger wichtig als das Programmieren.
Das die Kommunikation in der Informatik ausgebaut werden kann, ist unstrittig. Viel zu sehr liegt der Fokus auf natur- und ingenieurswissenschaftlichen Themen, mehr geisteswissenschaftlicher Einfluss täte der Informatik gut. Jedoch geht es im Studium nicht ums Programmieren, es gibt in keinem mir bekannten Informatikstudium an einer Universität die Vorlesung „Programmierung“. Wohl werden meist fakultative Praktika dazu angeboten und es gibt Fächer zur Softwareentwicklung. Diese sind aber theoretisch und behandeln nicht das Erlernen einer Programmiersprache.
Die Kernkompetenz, Fachanforderungen richtig zu verstehen, wird kaum gelehrt.
Das Verständnis fremder Fachrichtungen wird tatsächlich in der Informatik nicht gelehrt – einfach weil es den Rahmen sprengen würde, da Nebenfächer in Jura, Medizin, Verwaltung, Wirtschaft etc. pp. notwendig wären. Deshalb gibt es auch so schöne Fächer wie Wirtschaftsinformatik – meist an Fachhochschulen angeboten – die die Brücke zwischen Wirtschaft und Informatik schlagen sollen.
Allerdings lässt sich der Vorwurf, Fachanforderungen nicht zu verstehen, auf die meisten Studiengänge anwenden. Es gibt Menschen, die fordern Informatik in jedes natur- und ingenieurswissenschaftliche Studium aufzunehmen.
Eine Uni sollte keine Absolventen hervorbringen, die am Bedarf vorbeigehen, immerhin bleiben die wenigsten in der Wissenschaft.
Als ich das las, zog es sich in mir zusammen. Als alter Hörsaalbesetzer und Protestierer gegen die Bolognareform haben Worte wie „Bedarf“ und „Universität“ einen sehr faden Beigeschmack. Ich verstehe, dass es Fachkräfte braucht, allerdings sollten diese nicht unter Bedarfszwang an Universitäten ausgebildet werden. Die deutsche Bildungslandschaft bietet seit Jahrzehnten eine Vielzahl Ausbildungsmöglichkeiten: Fachhochschulen, Berufsakademien, duales Studium und Berufsausbildungen. Alle diese Bildungswege sind praxisorientiert und bringen gute Entwicklerinnen und Entwickler hervor. Der Universität sollte ein wissenschaftlicher Anspruch bleiben auch mal ins Blaue hinein zu bilden, nicht zuletzt weil es das Grundgesetz in Artikel 5, Absatz 3 so will.
Man stelle sich vor, ein Medizinstudium an einer Uni befähige nicht zum Behandeln von Menschen, weil es dafür nicht gedacht ist.
Bei diesem Argument musste ich länger überlegen, bis es mir auffiel: Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Es ist richtig, dass ein Medizinstudium dazu befähigen muss, Menschen zu behandeln. Hier ist es aber auch genau das Ziel des Studiums und es gibt keine Alternativen an FHs, BAs oder gar als Ausbildung. Deshalb lässt sich das Informatikstudium eher mit einem Biologiestudium vergleichen. Eine Biologin weiß auch wie der menschliche Körper funktioniert – eine Herz-OP würde ich von ihr dennoch nicht durchführen lassen. Genausogut weiß eine Informatikerin, wie Anwendungen aufgebaut sind und entwickelt werden – theoretisch.
IT-ler sollen funktionierende Anwendungen entwickeln können.
Tja, ITler sind selten fertig ausgebildete Informatikerinnen und Informatiker. Für Software-Projekte, die danach funktionieren sollen, sind Uniabsolventinnen und -absolventen nicht die beste Wahl. Schauen wir uns die Softwareentwicklung in der Praxis an, stellen wir fest, dass es generell keine gute Idee ist, unerfahrene Programmiererinnen und Programmierer damit zu betrauen. Erfahrung in der Softwareentwicklung ist ein unschätzbares Gut und entscheidet über Erfolg und Misserfolg. Und mit der Erfahrung kommt auch die interdisplinäre und Fachkommunikation.
Mir kam eine E-Mail unter, in der eine handvoll Dinge behauptet wurden, die ich so nicht stehen lassen konnte. Deshalb schrieb ich eine Antwort. Im folgenden findet ihr die Thesen und meine Antwort darauf.
Die Piraten haben eine Kommunal- und Europawahl verloren.
Jain. Die Piraten Dresden haben im Stadtrat zwei Sitze und bilden das Zünglein an der Waage. Pauschal von „verloren“ zu sprechen ist hier falsch. Hinzu kommt, dass in der Zeit der Wahl der Bundesvorstand nur negative Presse erzeugt hat, was in Dresden und Sachsen Prozente gekostet hat. An den aktiven Piraten im Kreisverband lag das sicher nicht, zumal ein Wahlkreis in Dresden der stärkste bundestweit war.
Auf Europa-Ebene haben die Piraten Julia Reda im Parlament. Das war das Ziel für das Europaparlament und das wurde erreicht.
Die Progressive Plattform hat die Partei gespaltet.
Das ist falsch. Die zwei Strömungen der Progressiven und der Sozialliberalen hatten sich bereits 2013 herausgebildet. Auf der Bundes-Mitgliederversammlung 2014 wurde dann ein Piratenvorstand gewählt, der aber nur noch die sozialliberale Strömung abbildete, obwohl es die Chance gegeben hätte, progressive Piratinnen und Piraten im Vorstand zu haben. Daraufhin wendeten sich viele progressive Menschen von der Piratenpartei ab und nutzten die Progressive Plattform als Kommunikationsmedium.
Die Landtagswahl wurde in den Sand gesetzt.
Jupp. Das war aber abzusehen, nachdem die Piraten in allen Umfragen auf fast 1% runtergesaust sind. Da können die Piraten in Sachsen machen was sie wollen, wenn der Bundestrend bei 1% bis 2% rumdümpelt, werden keine 5% erreicht.
Es ist der Punkt erreicht, an dem Ex-Piraten meinen, den massenhaften Übertritt von Piraten in die Linkspartei anstoßen zu können.
Das klingt wie eine Verschwörungstheorie. Tatsächlich ist es so, dass für viele (Ex-)Piraten un -innen die Piratenpartei keine Zukunft mehr hat. Der Wechsel in eine etablierte Partei (nicht nur in die Linke, auch SPD, Grüne und FDP) ist daher selbstverständlich und im politischen Prozess nicht ungewöhnlich.
Für das jüngste Mitglied unserer WG suchten wir eine Möglichkeit der Nachtbeleuchtung. Als Tüftler wollte ich natürlich selbst etwas basteln – et voilà: Ein bunter Sternenhimmel mit einstellbarer Leuchtkraft, kombiniert mit einer Zeitschaltuhr ein autonomes System.
ein Netzteil mit 5V bis 30V und pro LED 30mA Leistung
Lötkolben, Schrauben, Isoband, Lüsterklemme, ein Stück Trägermateriel (Pappe, Holz, Metall, Plastik), ein Multimeter
Die Rezeptur
Das Herzstück: Der justierbare Step-Down-Wandler
Ein justierbarer Step-Down-Wandler wandelt eine Eingangspannung in eine einstellbare konstante Ausgangsspannung um. Da unsere LEDs um die 3V brauchen und der Wandler ca. 2V beim Wandeln verliert, sollte das Netzteil min. 5V haben. Da die LEDs nicht mehr als 5V vertragen, ist ein 6V-Netzteil optimal, da damit der Leistungsspielraum der LEDs voll genutzt werden kann.
Zuerst setzen wir den Step-Down-Wandler auf ein Trägerstück (Pappe, Holz, Metall oder Plastik), zeichnen die Löcher zum Festschrauben ab und bohren diese In das Trägerstück. Dann schrauben wir den Step-Down-Wandler auf dem Trägerstück fest.
Ich habe jetzt an die Ausgangsseite eine Lüsterklemme gesetzt, um die Lichterkette bei Bedarf ohne Löten wechseln zu können.
Das Schöne: Die Lichterkette
Die „Lichterkette“ ist einfach ein Lautsprecherkabel mit gewünschter Länge; ich habe 1,5m genommen. Nun habe ich mit einem spitzen Gegenstand (große Nadel, Körner etc.) an den Stellen, wo ich LEDs setzen will, einmal die eine Ader durchstochen und an der selben Stelle die zweite Ader. So kann ich die LEDs einfach durchstecken und habe eine parallel geschaltete Lichterkette. Achtet dabei auf die richtige Polung, d.h. die eine Ader ist der Pluspol, die andere Ader der Minuspol. Bei den LEDs kommt das längere Beinchen in den Pluspol. Mit Isoband klebt man die LED dann rückseitig noch fest, damit die Beinchen keinen Kontakt miteinander bekommen.
Denkt daran, dass eine LED um die 20mA bis 30mA braucht und der Step-Down-Wandler ebenfalls Strom verbrät. Entsprechend solltet ihr die Anzahl der LEDs auf das Netzteil ausrichten. Wenn ihr ein 500mA-Netzteil habt, dann solltet ihr nicht mehr als 15 LEDs verbauen.
Das Arbeitstier: Das Netzteil
Beim Netzteil habe ich das Kabel durchtrennt und richtig gepolt auf den Eingang des Step-Down-Wandlers gelötet. Wer hier gewissenhafter sein will, kann natürlich auch eine Buchse an den Step-Down-Wandler löten.
Und nun der spannende Augenblick
Ihr solltet noch nicht die Lichterkette anschließen, sondern erst euren Step-Down-Wandler einstellen. Dazu steckt ihr das Netzteil ein und messt mit einem Multimeter die Ausgangsspannung. Mit einem Schraubendreher stellt ihr den Step-Down-Wandler auf die gewünschte Spannung ein.
Die LEDs arbeiten laut Hersteller mit 3V bis 3,4V. Sie fangen aber schon bei ca. 2,2V an leicht zu glimmen und vertragen durchaus auch 4,5V. Ihr könnt nun also über die Spannung die Helligkeit regeln.
Solltet ihr kein Multimeter haben, dann dreht den Step-Down-Wandler gegen den Uhrzeigersinn bis zum Anschlag. Er sollte nun die niedrigste Spannung ausgeben. Schraubt eine LED in die Lüsterklemme und dreht nun den Step-Down-Wandler langsam hoch. An der LED könnt ihr die Helligkeit abschätzen.
Wenn ihr die richtige Spannung eingestellt habt, schließt die Lichterkette an die Lüsterklemme an. Sollte die Lichterkette nicht leuchten, ist die Polung eventuell verkehrt. Vertauscht dann die Adern an der Lüsterklemme.
Habt ihr alles richtig gemacht, schaltet das Licht aus und genießt den Anblick.
Ich war das erste Mal bei Carglass.
Die Mitarbeiter waren freundlich, die Reparatur war binnen einer Stunde erledigt. Jedoch hatte ich trotz Termin eine kurze Wartezeit. Nach Fertigstellung wurde ich zweimal angerufen, dass mein Auto fertig sei.
Am Telefon sagte mir die Carglass-Mitarbeiterin, dass die Selbstbeteiligung nur bei 75 EUR liege. In der Filiale wurde ich etwas herb darauf hingewiesen, dass das nur für die Frontscheibe gelte, allerdings hier auch nur auf meine explizite Nachfrage (im Angebot standen immer noch die 75 EUR).
Bei Abholung stand auf der Rechnung als Unfallort „Berlin“. Eine Einsicht in die Unterlagen hätte gezeigt, dass der Unfallort Dresden war. Auch hier musste ich explizit darauf hinweisen.
Das sind alles keine großen Sachen, summieren sich im kleinen aber. Ich würde Carglass beim nächsten Versicherungsschaden dennoch aufsuchen, da meine Versicherung mit Carglass zusammenarbeitet. Für einen Schaden, der nicht durch die Versicherung abgedeckt ist, würde ich jedoch Autoglas Kreuzberg testen, da diese gute Kritiken erhalten haben.
Du und ich, Mutter und Martha, Hänschen, Oswin und Oma Schulte, wir haben nichts davon. Und der Kaiser und seine Generäle eigentlich auch nicht, die wollen nur ihren Machtbereich vergrößern. Die wahren Nutznießer eines Krieges sind die, die an ihm verdienen – die Industrieherren! So ’n Krieg ist doch ’n tolles Geschäft. Waffen und Munition verbrauchen sich ziemlich schnell, also müssen neue her. Die Industrie stellt sie her, das Militär kauft sie. Immer wieder neue Kanonen, Granaten und Bomben wandern an die Front. Damit werden dann fremde Länder erobert. Wieder für die Industrie. Fremde Länder bedeuten nämlich fremde Kohle, fremdes Erz, fremde Felder! Und natürlich Absatzmärkte! Das heißt, wie beuten sie aus – und verkaufen ihnen hinterher, was wir ihnen abgenommen haben. So ’n Krieg ist in Wirklichkeit nämlich nichts weiter als ein einziger großer Raubzug. Nur: Das darf man uns natürlich nicht sagen, dann könnte es ja pasieren, dass wir bei diesem Raubzug nicht mitmachen. Also erzählt man uns, der Feind hätte uns überfallen, ein Erzherzog müsse gerächt werden oder irgendeinen anderen Käse. Und wir marschieren! Lassen uns abknallen für die hohem Herren, opfern unser Leben oder unsere Gesundheit. Wir kosten ja nichts.
——– Weitergeleitete Nachricht ——–
Betreff: Ein kleiner Hilferuf
Datum: Tue, 10 Mar 2015 14:52:14 +0100
Von: Anja (E-Mail-Adresse bei mir erfragen)
Ein herzliches Hallo!
Mit dieser Mail erreicht euch ein dringender Unterstützungsaufruf des Refugeecamps auf dem Theaterplatz. Wir sind ab sofort und händeringend auf der Suche nach einer Räumlichkeit/ einem Raum, der bis Ende März 15-20 Menschen zur freien Verfügung steht. Hauptsächlich geht es um Plena und Übernachtungen, tagsüber sind wir immer in der Öffentlichkeit und an der frischen Luft unterwegs.
Kurz zur momentanen Lage: Seit Sonntag ist es uns nicht mehr möglich im AZ Conni zu nächtigen, zum einen weil wir die Frist vereinbart hatten, zum anderen weil das AZ Conni im Jugendhilfeausschuss durch den Support der Refugees sehr unter Druck geraten ist. Viele kulturelle und soziale Zentren in Dresden sind in hohem Maße abhängig von Jugendhilfegeldern, so dass wir uns entschieden haben diese Projekte nicht zu gefährden und uns an private Hausprojekte und auch Projekte wenden, die durch soziale Gelder finanziert werden, das ist tausendmal weniger heikel.
Fragt doch bei euch nach, ob es für euch denkbar wäre, diesem Protest einen Raum zu geben, zermatert euch den Kopf nach weiteren Ideen, schickt die Mails weit und weiter. Das kann doch nicht so schwer sein! Wir sind euch dankbar für jeden Vorschlag, jede Idee und jede weitergeleitete Mail.
Vor zehn Jahren gab es für mich keine Frage, in welcher Stadt ich studieren würde. Dresden hat eine breit aufgestellte Universität, Dresden hat eine reiche Kulturlandschaft und Dresden ist weltoffen und vielfältig, mit internationalem Flair und hohem Ansehen in der Welt.
Jetzt, zehn Jahre später, stelle ich mir die Frage: Habe ich mich verändert oder Dresden?
Das ich gern über Pegida herziehe, von diesen Einzellern mit einem Horizont vom Radius 0, den sie gern als ihren Standpunkt darstellen, ist nichts neues. Ich stelle mich gegen jeden Rassismus, egal ob aus der rechten oder bürgerlichen Ecke. Inzwischen fühle ich mich in Dresden aber immer mehr allein gelassen.
Da laufen schon wieder knapp 5.000 Rassisten durch die Stadt, hetzen die Menschen vom Podium aus auf und skandieren Sprüche wie „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Sie sind sich nicht zu fein, Pogrom-artig auf dem Theaterplatz einzufallen und Menschen mit Flaschen und Böllern anzugreifen. Das Butz Lachmann diesen Vorfall nachher als Erfindung der Lügenpresse hinstellt, war zu erwarten.
Nicht jedoch, dass in einer gemeinsamen Aktion aus Ordnungsamt, Polizei und Staatsregierung es den Protestierenden unmöglich gemacht wird, ihrem Recht auf Meinungsäußerung nachzukommen. Dieses Recht ist ein Menschenrecht, unabhängig von Status und Staatsangehörigkeit!
Ganz im Gegenteil wird dem Protest unterstellt, dass er von den linken Radikalen ausgenutzt wird, dass überhaupt keine Geflüchteten vor Ort sind und das er von Parteien vereinnahmt wird. Und diese Behauptungen werden nicht hinterfragt, obwohl sie nachweislich falsch sind. Das geht soweit, dass die Bild offen gegen die Aktiven des Protestes hetzt und sie der Lügen bezichtigt und die Abschiebung propagiert.
Ich kenne die Bild nicht anders, aber warum stellen sich nur so wenige dagegen? Wo sind die ganzen weltoffenen Politiker, Kulturschaffenden und Intellektuellen? Weltoffen und tolerant ist Dresden nicht von sich aus. Das ist es nur, wenn die Menschen in Dresden weltoffen und tolerant sind. Und sich auch offen gegen den Rassismus stellen, den Pegida so hoffähig gemacht hat.
Das ist nicht das Dresden, das mir als weltoffen verkauft werden soll. Hat doch das Jahresmotto für 2015 „Weltoffene Stadt der Kreativen“ den faden Beigeschmack des „ehrlichen Gebrauchtwagenhändlers“. Warum muss die Weltoffenheit betont werden, die doch für alle selbstverständlich sein sollte?
Am 15. Februar diesen Jahres habe ich wieder etwas Hoffnung geschöpft, mit den über 1.000 Demonstrierenden, die sich den Nazis in den Weg gestellt haben und erfolgreich blockieren konnten. Die Hoffnung ist aber nur ein Schimmer, wenn ich sehe, wie die Polizei die Route der Nazis auf Krampf durchsetzen wollte. Wie fadenscheinige Begründungen gegen unseren Lautsprecherwagen hervorgebracht wurden, wie versucht wurde, unseren legitimen Protest – ein Menschenrecht – zu delegitimieren mit bürokratischen Drohungen – Bürokratie geht hier eben über Demokratie.
Eine Sache, die mich in Dresden besonders erschreckt: Vor sechs Jahren schaffte es ein Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und Anderen die gegenseitige Abneigungen zu überwinden, sich zu organisieren und den größten Naziaufmarsch Europas binnen weniger Jahre Geschichte werden zu lassen. Trotz negativer Presse, massiver Repression durch die Staatsanwaltschaft und keinerlei Hilfe durch staatliche Institutionen ist das Bündnis Dresden Nazifrei international bekannt geworden. Eine Sache, die nicht Dresdens Verdienst ist, aber ein klares Zeichen gegen Rassismus in die Welt sendet.
In den letzten Tagen und Wochen erlebe ich aber eine Distanzierung und Anfeindung von Menschen und Gruppen, die eigentlich zusammenarbeiten sollten. Da schimpft der Ausländerrat auf das schädliche Refugee-Camp, da schimpft Dresden Nazifrei auf die zu lahmen Postplatzkonzerte, da schimpft Dresden für Alle auf das radikale Dresden Nazifrei, da schimpft Dresden Nazifrei auf das uneffektive Dresden für Alle, da wird auf die Postplatzkonzerte geschimpft, weil diese nicht zur Camp-Unterstützung aufrufen.
In der Zwischenzeit wächst Pegida, die offensichtlich kein Problem damit haben, dass sie nur der Hass auf fremde Menschen eint. Und die Regierung verurteilt das nicht. Sie bietet Pegida Raum in staatlichen Institutionen, Ulbig und Gabriel sprechen persönlich mit Pegida. Mit den Geflüchteten ist jedoch kein Gespräch möglich. Im Gegenteil verschleppt die Regierung die notwendige Bereitstellung von Erstunterkünften, richtet eine Taskforce gegen kriminelle Ausländer ein und kriminalisiert den Protest auf dem Theaterplatz. Und tut so, als wäre die Welt damit in Ordnung.
Dresden, es ist etwas kaputt gegangen zwischen uns. Wo ist Deine kulturelle Vielfalt geblieben, die Vielfalt, wegen der ich hier her kam?
Die Neustadt hast Du gezähmt mit Parkscheinautomaten, Kameras, Alkoholverboten und einer irrsinnigen Mietpolitik. Ich gehe als Neustädter auf die Straße und fühle mich nicht unter Neustädtern, sondern unter Touristen, Yuppies und Partygängern.
Dresden, Du lobst Dich als Stadt des Barock mit Semperoper und Staatsschauspiel. Ich verrate Dir ein Geheimnis: Es sind nicht Semperoper und Staatsschauspiel, die mich nach Dresden brachten. Es sind die kleinen Clubs, die kleinen Festivals, die lokale Künstlerszene. Die, die Du nicht siehst, die aber überhaupt erst die Kulturschaffenden in die Stadt locken.
Du willst Kulturhauptstadt 2025 werden? Dann muss Du der Kultur in vielfältiger Weise Raum bieten. Wortwörtlich: Denn solange Finanzbürgermeister Vorjohann alle städtischen Liegenschaften an den meistbietenden verscheuert und dann noch rumtönt, dass an Musiker, bildende und darstellende Künstler, Vereine und Initiativen nur in Konkurrenz zu Investoren verkauft wird – so lange wird das nichts werden mit der Kulturhauptstadt.
Genauso wie Du mit Deiner Bürokratie die Straßenkunst von heute auf morgen aus der Stadt verbannt hast. Eine Kulturhauptstadt ohne Straßenkunst? Wie soll das gehen.
Deinen letzten großen Coup hast Du Dir mit dem Freiraum Elbtal geleistet. Das Interesse der einzelnen Architektin Töberich, die ihr Interesse auf die nächsten Jahre nicht mal umsetzen darf, wiegt mehr als die Interessen von dutzenden Künstlern und Handwerkern, die auf dem Freiraum die Kultur geschaffen haben, weswegen Du Dich gern um den Titel der Kulturhauptstadt bemühst.
Und hier sollte sich explizit jeder Bewohner Dresdens angesprochen fühlen – dass die da oben nicht immer das richtige tun wollen oder können, ist nichts neues. Aber jede und jeder der 4.000 Menschen, die das Frühlingsfest auf dem Freiraum besucht haben, sollten sich fragen: Warum habe ich die Räumung nicht verhindert?
Das führt mich zu meinem letzten Punkt: In einer angeblich kreativen Stadt, angeblich voll weltoffener Menschen, sehe ich doch immer nur die selben Aktiven.
Es stehen beim Freiraum Elbtal nur 100 und demonstrieren. Es sind die selben 100 die auch beim Refugee-Camp stehen, die selben 100 die die Proteste bei Dresden Nazifrei organisieren, die selben 100 die die Postplatzkonzerte stemmen, die selben 100 die sich gegen eine Gentrifizierung der Neustadt stellen, die selben 100 die Nachbarschaftscafés einrichten, Initiativen für Geflüchtete, Obdachlose und andere Benachteiligte einrichten – sprich die selben 100, die den Job erledigen, für den der Rest von Dresden und die Verwaltung keine Zeit, Lust und Muse hat.
Der Dank dafür ist meist Gängelei, Rumgepöbel und Rechtfertigungsforderungen. Ich muss mich erklären, warum ich keinem geregelten Job nachgehe und warum ich keinen Abschluss habe. Ich muss mich rechtfertigen, warum ich bei Dresden Nazifrei mithelfe und warum ich die Postplatzkonzerte organisiere. Jeweils beim anderen. Und dass komplett ehrenamtlich. Keine Erstattungen, keine Spesen.
Währenddessen höre ich, dass Hellerau mit 2 Millionen jährlich gefördert wird. Das die nicht-arbeitende Intendantin des Kulturpalastes 6.000 EUR im Monat bekommt und sobald der Kulturbetrieb aufgenommen wird, bekommt sie 12.000 EUR.
Und die Bands müssen horrende Preise für ungeheizte, ungesicherte Proberäume am Stadtrand bezahlen, Freiräume werden immer weiter dicht gemacht. Und nur die wenigsten interessiert das.
Dresden, es ist etwas kaputt gegangen zwischen uns beiden. Meine Perspektive: Ich mache es wie viele anderen und versuche mein Glück außerhalb von Sachsen. Es schmerzt mich um die vielen Aktiven, die sich hier täglich den Arsch aufreißen. Ohne fruchtbaren Boden jedoch wird das auch in zehn Jahren noch so sein.
Dresden, wache auf! Rede mit dir selbst, sei selbst-kritisch und ändere dich. Sonst überrennt dich der braune Mob und am Ende bleibt Dir nur noch die Semperoper. Du warst mal eine weltoffene Kulturstadt – heute bist du nur noch die Stadt mit Pegida.
Das ist ein Gastbeitrag, der Bedenkenträgern eines zukünftigen Asylheims in Wehrsdorf ein paar Worte zum Nachdenken mit auf den Weg gibt. Ich finde ihn schön und treffend.
Es wäre Welt, wenn wir es schaffen würden, uns gemeinsam in Toleranz zu üben. Ich denke jeder von uns möchte gemeinsam mit anderen Menschen in Frieden leben, ob mit dem Nachbarn um die Ecke oder denen, welchen man auf der Straße begegnet.
Niemand behauptet, dass die Situation gerade einfach ist. Aber das ist sie weder für die Menschen in der Oberlausitz, Dresden usw. noch für die Menschen, die ihr Land verlassen müssen, weil in diesem Krieg herrscht. Wir sollten uns nicht über virtuelle Plattformen auskotzen und gegenseitig fertig machen, denn das bringt ja überhaupt nichts. Viel eher könnten wir einmal anstreben eine ehrliche, offene Diskussion zu führen, von Angesicht zu Angesicht. Nur durch Kommunikation und dem anderen auch mal zuhören zu dürfen, gehen wir den ersten Schritt in Richtung ursachenorientierte Lösungsansätze. Ein „Nein, das will ich nicht!“ ist viel schneller gesprochen, als ein „Ja, lasst es uns ernsthaft versuchen“.
Und wenn jetzt einer von euch denkt „Na, die hat ja gut reden, die muss ja nicht neben denen wohnen“, dann liegt ihr leider falsch mit eurer Annahme. Auch ich bin Oberlausitzerin, aber vorallem Mensch. Aber mir machen andere Menschen keine Angst, denn es gibt immer gute und schlechte, ob deutsch, asiatisch, syrisch, türkisch, … und jeder hat bei mir eine Chance verdient, denn die sollte man seinem Gegenüber immer einräumen. Ich bin bereit Flüchtlinge in der Oberlausitz aufzunehmen, zumal ich denke, dass die Integration von Menschen anderer Nationalität zuallererst einmal bei den Menschen vor Ort anfängt! Wie sollen sich die Menschen integrieren, wenn wir ihnen nicht helfen, sie nicht annehmen? Ich kenne super viele Menschen anderer Nationalität denen das gelungen ist, in erster Linie durch ihre Freunde in Deutschland. Ich bin offen, dieser Freund zu werden und ich setze mich gerne dafür ein, Menschen bei Sprachproblemen und Kultur zu helfen, denn ich bin selbst Ausländer, überall!
Aus persönlichen Gründen möchte ich zu folgendem Sachverhalt meine Meinung äußern. In letzter Zeit diskutiere ich immer wieder mit Menschen, die das Bündnis Dresden Nazifrei wegen des Umgangs mit Pegida kritisieren. Immer wieder erzähle ich daraufhin, was das Bündnis ist und welches Selbstverständnis das Bündnis hat. Exemplarisch sei dazu folgender Auszug einer Mail zitiert, meine Antwort folgt dahinter.
Ich weiß gerade nicht, ob ich Dresden Nazifrei noch gut finde, da ich mit dem aktuellen Handeln des Vereins nicht einverstanden bin. Straßenblockaden sind einzig Wasser auf die Mühlen der Anhänger von Pegida und bringen sonst rein gar nichts. Dresden Nazifrei spricht davon, Rassisten am Demonstrieren hindern zu wollen. Aber nur eine Minderheit der Teilnehmer sind wirklich Neonazis. Es sind Leute, die Populisten auf den Leim gehen und denen man irgendwie auch zuhören muss, um deren Ängste zu entkräften.
DD Nazifrei hat Blockaden als Mittel des zivielen Ungehorsams durchgesetzt. Es ist das Mittel des Bündnisses gegen Rassismus, egal ob aus der radikalen oder bürgerlichen Rechten.
Das Bündnis ist kein „Verein“. Es besteht aus vielen einzelnen Akteuren, die sich 2009 auf einen gemeinsamen Aktionskonsens und ein Selbstverständnis geeinigt haben. Viele der Akteure sind ebenfalls beim Bündnis Dresden für Alle aktiv oder beteiligen sich an Dialogversuchen mit Pegida.
Die Spenden an das Bündnis gehen nicht in die Demovorbereitungen gegen Pegida. Sie werden gegen Repressionsmaßnahmen wie Strafverfahren (siehe Lothar König, Tim H., Johannes Lichdi etc.) eingesetzt, sie werden für Materialien um den 13. Februar, die Bestückung der Lautsprecherwagen eingesetzt, sie dient der Versorgung der Demonstrierenden und der Organisation von Seminaren und Workshops.
Dresden Nazifrei ruft nicht dazu auf, Pegida zu blockieren. Das Bündnis bietet Demonstrierenden eine Möglichkeit, sich in einer großen Gruppe zu sammeln und selbst zu entscheiden, wie vorgegangen wird.
Das zuletzt keine vorherige Anmeldung der Kundgebungen mehr erfolgte, liegt einfach in der Erfahrung, dass in den letzten Wochen ein Polizeikessel ständiger Begleiter der Kundgebungen war.
Zu guter Letzt hat es das Bündnis nie als seine Aufgabe verstanden, als alleiniger Akteur gegen rassistische Resentiments in der Stadt vorzugehen. Das war, ist und bleibt Aufgabe der Politik, die bei Pegida wie auch beim 13. Februar erst sehr spät und nur symbolisch reagiert.