Dresden – es ist etwas kaputt gegangen zwischen uns


 

Vor zehn Jahren gab es für mich keine Frage, in welcher Stadt ich studieren würde. Dresden hat eine breit aufgestellte Universität, Dresden hat eine reiche Kulturlandschaft und Dresden ist weltoffen und vielfältig, mit internationalem Flair und hohem Ansehen in der Welt.

Jetzt, zehn Jahre später, stelle ich mir die Frage: Habe ich mich verändert oder Dresden?

Das ich gern über Pegida herziehe, von diesen Einzellern mit einem Horizont vom Radius 0, den sie gern als ihren Standpunkt darstellen, ist nichts neues. Ich stelle mich gegen jeden Rassismus, egal ob aus der rechten oder bürgerlichen Ecke. Inzwischen fühle ich mich in Dresden aber immer mehr allein gelassen.
Da laufen schon wieder knapp 5.000 Rassisten durch die Stadt, hetzen die Menschen vom Podium aus auf und skandieren Sprüche wie „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Sie sind sich nicht zu fein, Pogrom-artig auf dem Theaterplatz einzufallen und Menschen mit Flaschen und Böllern anzugreifen. Das Butz Lachmann diesen Vorfall nachher als Erfindung der Lügenpresse hinstellt, war zu erwarten.

Nicht jedoch, dass in einer gemeinsamen Aktion aus Ordnungsamt, Polizei und Staatsregierung es den Protestierenden unmöglich gemacht wird, ihrem Recht auf Meinungsäußerung nachzukommen. Dieses Recht ist ein Menschenrecht, unabhängig von Status und Staatsangehörigkeit!

Ganz im Gegenteil wird dem Protest unterstellt, dass er von den linken Radikalen ausgenutzt wird, dass überhaupt keine Geflüchteten vor Ort sind und das er von Parteien vereinnahmt wird. Und diese Behauptungen werden nicht hinterfragt, obwohl sie nachweislich falsch sind. Das geht soweit, dass die Bild offen gegen die Aktiven des Protestes hetzt und sie der Lügen bezichtigt und die Abschiebung propagiert.

Ich kenne die Bild nicht anders, aber warum stellen sich nur so wenige dagegen? Wo sind die ganzen weltoffenen Politiker, Kulturschaffenden und Intellektuellen? Weltoffen und tolerant ist Dresden nicht von sich aus. Das ist es nur, wenn die Menschen in Dresden weltoffen und tolerant sind. Und sich auch offen gegen den Rassismus stellen, den Pegida so hoffähig gemacht hat.
Das ist nicht das Dresden, das mir als weltoffen verkauft werden soll. Hat doch das Jahresmotto für 2015 „Weltoffene Stadt der Kreativen“ den faden Beigeschmack des „ehrlichen Gebrauchtwagenhändlers“. Warum muss die Weltoffenheit betont werden, die doch für alle selbstverständlich sein sollte?

Am 15. Februar diesen Jahres habe ich wieder etwas Hoffnung geschöpft, mit den über 1.000 Demonstrierenden, die sich den Nazis in den Weg gestellt haben und erfolgreich blockieren konnten. Die Hoffnung ist aber nur ein Schimmer, wenn ich sehe, wie die Polizei die Route der Nazis auf Krampf durchsetzen wollte. Wie fadenscheinige Begründungen gegen unseren Lautsprecherwagen hervorgebracht wurden, wie versucht wurde, unseren legitimen Protest – ein Menschenrecht – zu delegitimieren mit bürokratischen Drohungen – Bürokratie geht hier eben über Demokratie.

Eine Sache, die mich in Dresden besonders erschreckt: Vor sechs Jahren schaffte es ein Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und Anderen die gegenseitige Abneigungen zu überwinden, sich zu organisieren und den größten Naziaufmarsch Europas binnen weniger Jahre Geschichte werden zu lassen. Trotz negativer Presse, massiver Repression durch die Staatsanwaltschaft und keinerlei Hilfe durch staatliche Institutionen ist das Bündnis Dresden Nazifrei international bekannt geworden. Eine Sache, die nicht Dresdens Verdienst ist, aber ein klares Zeichen gegen Rassismus in die Welt sendet.

In den letzten Tagen und Wochen erlebe ich aber eine Distanzierung und Anfeindung von Menschen und Gruppen, die eigentlich zusammenarbeiten sollten. Da schimpft der Ausländerrat auf das schädliche Refugee-Camp, da schimpft Dresden Nazifrei auf die zu lahmen Postplatzkonzerte, da schimpft Dresden für Alle auf das radikale Dresden Nazifrei, da schimpft Dresden Nazifrei auf das uneffektive Dresden für Alle, da wird auf die Postplatzkonzerte geschimpft, weil diese nicht zur Camp-Unterstützung aufrufen.

In der Zwischenzeit wächst Pegida, die offensichtlich kein Problem damit haben, dass sie nur der Hass auf fremde Menschen eint. Und die Regierung verurteilt das nicht. Sie bietet Pegida Raum in staatlichen Institutionen, Ulbig und Gabriel sprechen persönlich mit Pegida. Mit den Geflüchteten ist jedoch kein Gespräch möglich. Im Gegenteil verschleppt die Regierung die notwendige Bereitstellung von Erstunterkünften, richtet eine Taskforce gegen kriminelle Ausländer ein und kriminalisiert den Protest auf dem Theaterplatz. Und tut so, als wäre die Welt damit in Ordnung.

Dresden, es ist etwas kaputt gegangen zwischen uns. Wo ist Deine kulturelle Vielfalt geblieben, die Vielfalt, wegen der ich hier her kam?

Die Neustadt hast Du gezähmt mit Parkscheinautomaten, Kameras, Alkoholverboten und einer irrsinnigen Mietpolitik. Ich gehe als Neustädter auf die Straße und fühle mich nicht unter Neustädtern, sondern unter Touristen, Yuppies und Partygängern.

Dresden, Du lobst Dich als Stadt des Barock mit Semperoper und Staatsschauspiel. Ich verrate Dir ein Geheimnis: Es sind nicht Semperoper und Staatsschauspiel, die mich nach Dresden brachten. Es sind die kleinen Clubs, die kleinen Festivals, die lokale Künstlerszene. Die, die Du nicht siehst, die aber überhaupt erst die Kulturschaffenden in die Stadt locken.

Du willst Kulturhauptstadt 2025 werden? Dann muss Du der Kultur in vielfältiger Weise Raum bieten. Wortwörtlich: Denn solange Finanzbürgermeister Vorjohann alle städtischen Liegenschaften an den meistbietenden verscheuert und dann noch rumtönt, dass an Musiker, bildende und darstellende Künstler, Vereine und Initiativen nur in Konkurrenz zu Investoren verkauft wird – so lange wird das nichts werden mit der Kulturhauptstadt.

Genauso wie Du mit Deiner Bürokratie die Straßenkunst von heute auf morgen aus der Stadt verbannt hast. Eine Kulturhauptstadt ohne Straßenkunst? Wie soll das gehen.

Deinen letzten großen Coup hast Du Dir mit dem Freiraum Elbtal geleistet. Das Interesse der einzelnen Architektin Töberich, die ihr Interesse auf die nächsten Jahre nicht mal umsetzen darf, wiegt mehr als die Interessen von dutzenden Künstlern und Handwerkern, die auf dem Freiraum die Kultur geschaffen haben, weswegen Du Dich gern um den Titel der Kulturhauptstadt bemühst.

Und hier sollte sich explizit jeder Bewohner Dresdens angesprochen fühlen – dass die da oben nicht immer das richtige tun wollen oder können, ist nichts neues. Aber jede und jeder der 4.000 Menschen, die das Frühlingsfest auf dem Freiraum besucht haben, sollten sich fragen: Warum habe ich die Räumung nicht verhindert?

Das führt mich zu meinem letzten Punkt: In einer angeblich kreativen Stadt, angeblich voll weltoffener Menschen, sehe ich doch immer nur die selben Aktiven.

Es stehen beim Freiraum Elbtal nur 100 und demonstrieren. Es sind die selben 100 die auch beim Refugee-Camp stehen, die selben 100 die die Proteste bei Dresden Nazifrei organisieren, die selben 100 die die Postplatzkonzerte stemmen, die selben 100 die sich gegen eine Gentrifizierung der Neustadt stellen, die selben 100 die Nachbarschaftscafés einrichten, Initiativen für Geflüchtete, Obdachlose und andere Benachteiligte einrichten – sprich die selben 100, die den Job erledigen, für den der Rest von Dresden und die Verwaltung keine Zeit, Lust und Muse hat.

Der Dank dafür ist meist Gängelei, Rumgepöbel und Rechtfertigungsforderungen. Ich muss mich erklären, warum ich keinem geregelten Job nachgehe und warum ich keinen Abschluss habe. Ich muss mich rechtfertigen, warum ich bei Dresden Nazifrei mithelfe und warum ich die Postplatzkonzerte organisiere. Jeweils beim anderen. Und dass komplett ehrenamtlich. Keine Erstattungen, keine Spesen.
Währenddessen höre ich, dass Hellerau mit 2 Millionen jährlich gefördert wird. Das die nicht-arbeitende Intendantin des Kulturpalastes 6.000 EUR im Monat bekommt und sobald der Kulturbetrieb aufgenommen wird, bekommt sie 12.000 EUR.

Und die Bands müssen horrende Preise für ungeheizte, ungesicherte Proberäume am Stadtrand bezahlen, Freiräume werden immer weiter dicht gemacht. Und nur die wenigsten interessiert das.

Dresden, es ist etwas kaputt gegangen zwischen uns beiden. Meine Perspektive: Ich mache es wie viele anderen und versuche mein Glück außerhalb von Sachsen. Es schmerzt mich um die vielen Aktiven, die sich hier täglich den Arsch aufreißen. Ohne fruchtbaren Boden jedoch wird das auch in zehn Jahren noch so sein.

Dresden, wache auf! Rede mit dir selbst, sei selbst-kritisch und ändere dich. Sonst überrennt dich der braune Mob und am Ende bleibt Dir nur noch die Semperoper. Du warst mal eine weltoffene Kulturstadt – heute bist du nur noch die Stadt mit Pegida.

Update: Maike Wurst hat auf vice.com einen weiteren Beitrag zum Thema mit dem Titel Pegida ist vorbei, aber Dresden immer noch ein rechtskonservatives Kaff verfasst.


23 Antworten zu “Dresden – es ist etwas kaputt gegangen zwischen uns”

  1. M.E. war Dresden nie anders, als jetzt. Ich lebe seit 18 Jahren in
    dieser Stadt und außerhalb der Neustadt flottieren Grießgram und
    Missgunst seit langem. Ich habe das zunehmend für einen sächsischen Charakterzug gehalten, für eine Spätfolge der Industrialisierung die ja in Sachsen so stark war, wie kaum sonstwo in Europa (England ausgenommen) und die vielleicht auch zu einer massenhaften geistigen Kasernierung geführt hat.

    Der Abbau sozialer Sicherheiten mit wahrgenommen kaum steigenden
    Freiheiten seit der Wende und ein 65 Jahre währendes Ein-Parteien-System haben bei vielen Hiesigen zu einem ausgeprägten Hass auf alles Fremde und Neue geführt. Dresden ist ein Sozialexperiment, wie es in den 70ern in Stanford hätte durchgeführt worden sein können.

    Zu Deiner Konsequenz („rübermachen“, wie man in der DDR zur Ausreise in die BRD sagte). Ich trage mich mit dem selben Gedanken. Ich glaube, ich kann dieser Stadt nicht helfen. Oder anders ausgedrückt: Dresden und ich, wir haben uns einfach auseinander gelebt.
    Andererseits: Von Dresden nach Leipzig oder Berlin umzuziehen ist auch ein verdammt neoliberales Ding: Man ist jung, flexibel und geht halt mal da hin, wo die Vibes am schicksten sind. Solidarisch wäre es, wenn die ganzen netten Leute aus Leipzig und Berlin nach Dresden zögen.

    • Ach, Torsten…
      Wenn in der DDR alle „rübergemacht“ wären, hätte sich nie etwas geändert. Mal drüber nachdenken. Flucht ist feige und ändert nichts.

  2. Vielleicht stehen so wenig gegen Pegida auf, weil die meisten Dresdner schon lange die Demos und Gegendemos rund um den 13. Februar und die Instrumentalisierung dieses Datums von allen Seiten leid haben.
    Was wiederum daran liegen könnten, dass Sprüche wie „Bomber Harris do it again“ oder „Deutschland verrecke“ genauso schwachsinnig sind, wie „Ausländer raus!“ und Nazi-Parolen. Was wiederum daran liegen könnte, dass die wenigsten der „rechten“ aber auch „linken“ Demonstranten über ein auch nur einigermaßen annehmbares historisches Hintergrundwissen verfügen, so dass gebildete Menschen hier gleichermaßen nur den Kopf schütteln können. Da werden auf der einen Seite das Klischee des „Bombenholocaustes“ und „unschuldige Kulturstadt“ kultiviert und auf der anderen Seite beharrlich ignoriert, dass auch Alliierte Kriegsverbrechen begangen haben und diese als solche zu benennen das Nazi-Unrecht noch lange nicht geringer macht oder gar den Holocaus relativiert.

    Vielleicht kennen auch viele der „Intellektuellen“ und „Linken“ Freunde und Bekannte, die bei PEGIDA (vor der Auftrennung in zwei Gruppen) mitliefen und deswegen die Einordnung als „rechts“ oder „neurechts“ als unglaubhaft ansehen. Ich kenne EINIGE „Künstler“ und „Intellektuelle“, die früher gegen die Nazi-Aufmärsche um den 13. Februar herum demonstrierten, teilweise sogar blockierten, und die sich nun zurückhalten. Aus den verschiedensten Gründen, die da z.B. wären:

    – dass insbesondere von „linker“ Seite freien Bürgern das Recht auf freie Meinungsäußerung mit der Keule „neurechts“ und „Nazi“ streitig gemacht wird. Wer meint Angst vor einer Islamisierung zu haben, hat das RECHT dazu das kund zutun, egal wie schwachsinnig diese Angst sein mag

    – dass viele sich erinnern, wie 2014 bereits die „Montagsmahnwachen für Frieden in Europa“, immerhin die zu dieser Zeit einzig aktive Friedensbewegung, von bürgerlicher bis linker Presse als „neurechts“ diffamiert wurde. Jeder, der mal vor Ort war, konnte vieles bestätigen, aber nicht, dass das „neurechte“ Veranstaltungen waren.

    Vielleicht ist das „Schweigen der Mehrheit“ auch einfach nur Irritation. Wenn „linke“ Antifa „unbedingte Solidarität“ zu Israel brüllt und mit USA-Fahnen weht und „Nazis“ auf „Anti-Kriegs-Demonstationen“ stehen, wenn sich der „freie Westen“ zunehmend als Aggressor entpuppt, während ein friedliches Russland unter dem Deckmantel „da werden Schwule“ diskriminiert als Aggressor hingestellt wird, wenn „echte“ Nazis in der Ukraine hofiert werden, und Russen – rein zahlenmäßig Hauptopfer der NS-Aggressi0n – von einigen „Linken Kreisen“ als „faschistoid“ bezeichnet werden u.v.a.m. DA verliert man einfach den Überblick.

    Vielleicht hat der Autor auch einfach noch nicht realisiert, dass das aus dem Europa des 19. Jh. stammende „linkes-rechte“ Lagerdenken in einer globalen Welt zumehmend überholt ist. Bin ich als „Linker“, der die Grundrechte der Verfassung verteidigt, nun „rechts“, weil ich im Islam, der eben keine „Menschenrechte“ (sondern nur Menschenrechte UNTER der Scharia) kennt, eine Gefahr für unsere freiheitliche Grundordnung sehe?

    Nachtrag:
    Das „Recht auf Meingungsäußerung“ und „Recht auf Versammlungsfreiheit“ sind zwei verschiedene Rechte. Beide sind – genau genommen und rein juristisch gesehen – zwar „Menschenrechte“ aber deswegen noch lange nicht automatisch individuelle Rechte, auf die ein Anspruch besteht. Jedenfalls nicht als „Menschenrecht“.
    Das Problem an den „Menschenrechte“ ist ihre juristische Verankerung. Die UN-Charta (http://www.un.org/depts/german/un_charta/charta.pdf) enthält Prinzipien zum Zusammenwirken von STAATEN und keine individuellen Rechte.
    Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ hat keinerlei bindende Rechtskraft, da es nur eine Resolution der UN-Vollversammlung aber nicht des UN-Sicherheitsrates war. Es ist eine „Absichtserklärung“, die nicht Bestandteil des Völkerrechtes ist.
    Hingegen ist Versammlungs- und Meinungsfreiheit nach Art. 5 und 8 des GG garantiert.

    • Vielleicht hat der Autor auch einfach noch nicht realisiert, dass das aus dem Europa des 19. Jh. stammende “linkes-rechte” Lagerdenken in einer globalen Welt zumehmend überholt ist.

      Dieser Text behandelt keine Diskussion über rechts oder links und deren Verhaltensweisen zueinander oder deren Weltansichten oder Rezeptionen durch andere. Dieser Text beschreibt mangelndes Engagement, mangelnde Solidarität, am Ende mangelnde Liebe unter- und zueinander.

      Zum Nachtrag: Der Einwand ist berechtigt. Hier von „Grundrechten“ zu sprechen wäre juristisch eindeutiger als von „Menschenrechten“. Die Argumentation bleibt die selbe.

    • Ich will nur sagen, dass es doch einen riesigen Unterscheid zwischen Sprüche wie “Bomber Harris do it again” oder “Deutschland verrecke” und Sprüche wie “Ausländer raus!” und Nazi-Parolen gibt. Ja, beiden sind schwachsinnig aber als Ausländerin habe ich nur Angst, echt Angst, wenn ich Nazi Parolen höre. Die sind, meiner Meinung nach, eine Bedrohung, die stellen eine Bedrohung dar für mich und für alle anderen Ausländer. Auch wenn es vielleicht Quatsch ist Angst zu haben, fühle ich mich trotzdem bedroht bei solchen Sprüchen. (Ich sehe aus als ob ich Deutsch sein könnte, und die Wahrscheinlichkeit dass ein Nazi mit mir unterhalten wird um meinem Akzent zu erkennen ist eher gering.) Ich glaube kaum jemand fühlt sich wirklich bedroht wenn er sowas wie „Deutschland verrecke“ hört? Es ist eher unmöglich Deutschland zu verrecken, oder? Die Bomber Harris können es nicht wirklich noch mal machen, aber Nazis könnten ihre Sprüche mit Aktionen nachweisen. Besonders gegen Ausländern die nicht der Gelegenheit hatten, Deutsch in der Schule zu lernen. Besonders gegen Ausländer, die nicht für Deutsche gehalten werden kann.

    • @Severin: Da ist er wieder, der Dresdner Meckerer. Links und rechts und sowieso ist alles Mist, aaaaber die Montagsdemos. Wahrscheinlich musst du deswegen nicht auf die Straße gehen und hast immer ein Ausrede parat. Laaaangweilig, 1000 x gehört in den 15 Jahren, die ich schon Politik mache. Richtiger sind diese Aussagen noch nicht geworden. Und nochwas – ich möchte nicht von dir belehrt werden. Nochwas – bleib ruhig zu Hause, aber mach nicht noch eine Tugend draus. Flüchtlinge, Menschen die bedroht werden brauchen deine Hilfe und du erzählst was vom Pferd.

  3. „Die Neustadt hast Du gezähmt mit Parkscheinautomaten, Kameras, Alkoholverboten und einer irrsinnigen Mietpolitik. Ich gehe als Neustädter auf die Straße und fühle mich nicht unter Neustädtern, sondern unter Touristen, Yuppies und Partygängern.“

    Ich kann es nicht mehr hören! Ehrlich.
    Seit über 30 Jahren wohne ich in diesem Stadtteil und habe seine Genese miterlebt. Vom abgeranzten „Assi“-Viertel mit Bäumen in den Dachrinnen, brennenden Mülltonnen in Hinterhöfen, hin zu dem, was es jetzt ist. Aber von „gezähmt“ kann keine Rede sein.
    Der Geist, der der Neustadt den Geist gegeben hat, ist immer noch vorhanden, nur wird er eher hinter den Kulissen aktiv. Und „Neustädter“ zu sein, ist eben auch eine Geisteshaltung, die ich bei Dir vermisse. Meckerei gehört hier nicht hin. Hier wird tolerant gelebt und angepackt. Zumindest ist das mein Selbstverständnis als Ureinwohner dieses Viertels. Und viele hier leben und denken ähnlich, ohne es plakativ auf der Straße zu verkünden. Wir wollen uns – im Gegensatz zum „Freiraum Elbtal“ – nicht aus der Gesellschaft zurückziehen, sondern sie mit unserem täglichen Handeln und Denken gestalten. Und das passiert heute im Stillen. Auch durch die, die seit ganz vielen Jahren hier ganz bewusst ihre Zelte aufgeschlagen haben und tief verwurzelt sind.
    Ich weiß nicht so recht, was Du Dir so unter dem „Neustädter“ vorstellst. Muss ich bunte Haare und zerrissene Jeans haben um „credibil“ zu sein? Aufwachen! Die Menschen, die hier das Leben aktiv gestaltet haben und noch gestalten, sind keine Jugendlichen mehr. Wir sind heute in den 30ern, den 40ern oder 50ern, haben mehr oder weniger geregelte Leben, teils Familie und haben unseren „Sturm und Drang“ hinter uns. Dass heißt aber nicht, wir hätten unseren kleinen, inneren „Punk“ aufgegeben, auch wenn wir für Dich vielleicht wie „Yuppies“ wirken, weil wir eben äußerlich nicht mehr unbedingt dem Inneren entsprechen. Aber lass Dich davon mal nicht täuschen!
    Und im Gegensatz zu Dir, der Du die Neustadt im Subtext am liebsten zur „Gated Community“ umgestaltet sehen würdest, sind wir tolerant und offen. Und wir wissen auch, dass unsere „Neustadt“ noch nie „gated“ war und niemals sein wird. „Bunt“ sind wir nicht erst seit Gründung der „BRN“! Bildlich gesprochen, steht hier immer noch der Trabbi neben dem Benz. Letztere sehe ich übrigens kaum auf den Straßen stehen, was gegen Deinen Eindruck spricht, hier würden nur „Yuppies“ wohnen.
    Kulturell entsteht hier übrigens Einiges. Letzes Jahr wurde z.B. „DAVE“ gegründet, an dem viele beteiligt waren, die der Neustadt sehr stark verbunden sind oder sogar hier wohnen. „Yuppies“ sind das ganz sicher nicht. (Ich kenne einige der Macher seit vielen, vielen Jahren.)

    Was ich mit all dem sagen will ist, dass Du vielleicht mal die eigene Schere im Kopf und die Augen öffnest, anstatt zu meckern und in letzter Konsequenz das Weite suchst. Hätten wir Neustädter das damals gemacht, gäbe es weder die BRN, noch besagten Geist, von dem ich Dir berichtet habe. Was Du schreibst ist im Kern an Spießigkeit nicht mehr zu überbieten. Meckerei über Touristen und Partygänger kommt nämlich genau aus der Ecke.

    Sei mir nicht böse, aber ich musste einfach mal ein paar offene Worte an Dich richten und will Dir den Mut vermitteln, hier zu bleiben und aktiv zu gestalten. Wir brauchen in Dresden nämlich Leute, die sich Gedanken machen, wie Du es tust.

    Beste Grüße aus der Neustadt.

    • Willst du damit sagen, dass Gentrifizierungsprozesse nicht stattfinden? Die Mietpreise sind so hoch das eine Familie mit 2 Kindern wo beide Eltern halbtags arbeiten überlegen muss, ob sie noch eine Wohnung findet. Es gibt eine Veränderung der Bewohner*innenstruktur.

      Kameraüberwachung … die Bewegung dagegen hast du bemerkt? Interessiert nicht? Verdachtsunabhängige Kontrollen im A-Park. Repression am Assi-Eck etc. …

      Das ihr Urneustädter gut drauf seit, ist ja schön und das du die Macher seit vielen Jahren kennst beeindruckend. DAVE hat mir auch gefallen. War mal so der erste Versuch in der Clubszene gemeinsam mehr auf Qualität zu setzen… was wir gut können in Dresden ist Hardtekkno und dann hört es auch auf. Wir können überregional gar nicht mithalten, weil uns die Clubs fehlen, die ein anspruchsvolles Booking haben, eine Partykultur etablieren. Schon gar nicht in der Neustadt, außer das Sabotage vielleicht. Passt schon, mit den Anwohner*innen im Trotzdem, Laika, Holda, BottomsUp abhängen, im Hebammenhaus Kinder kriegen im A-Park rumsitzen. Aber das du daraus gleich so eine Neustadt Idendität schaffst, die du von garfield angegriffen siehst, lässt tief blicken.

      • Hallo Agape (schöner Nick übrigens…),

        danke für die Antwort.
        Ja klar finden die statt, was aber auch eine ganz nachvollziehbare städtische Entwicklung ist, wenn modernisiert und saniert wird. Aber es ist bei Weitem nicht so, dass die Mietpreise hier exorbitant wären. Vielmehr ist es so, dass die Nachfrage nach Wohnraum in der Neustadt zu hoch für das Angebot ist und viele Anwohner ihr Viertel nicht verlassen wollen, weil sie eben gern hier wohnen. Das geht mir genau so und so bleibt meine Wohnung eben für die nächste Zeit unerreichbar für potenzielle Mieter.
        Dass sich die Struktur der „Bewohner’innen“ massiv verändert hätte, kann ich so nicht bestätigen. Ich empfinde sie immer noch als sehr gut durchmischt, was ich sehr mag.
        Kameraüberwachung? Es gibt genau EINE Kamera in der Nähe der Scheune, die angebracht wurde, weil es dort wiederholt zu Ausschreitungen kam. Damit kann ich leben, wenn ich ehrlich bin. Überwacht fühle ich mich nicht.
        Auch Kontrollen im A-Park habe ich bisher nicht erlebt. Und am „Assi-Eck“ ist mir auch noch nichts in der Richtung passiert.

        Dresden konnte und wollte übrigens noch nie überregional „mithalten“, was seine Clubkultur angeht. BASE, Fabrik und Co. haben sich ganz bewusst der Kommerzialisierung enthalten und das „Underground“-Flair lange beibehalten. Deinen Vorwurf, es gäbe hier nur Hardtekkno, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich bei „banq.de“ in die Veranstaltungsliste sehe, ist das Angebot ziemlich breitgefächert. Aber klar, Berlin sind wir nicht. Wollen wir aber wahrscheinlich auch nicht sein. Und warum soll die Neustadt noch weiter zum Partyviertel ausgebaut werden? Es stört doch jetzt schon alle, dass hier im Sommer zuviel los ist und die „Neuse“ in den Monaten zu einer Art Reeperbahn wird. Von der BRN rede ich erst gar nicht. Warum diese Entwicklung vorantreiben?

        Ich habe keine Neustadt-Identität erfunden. Sie ist einfach da. Was mich gestört hat war, dass von vielen so getan wird, als würden hier nur Ärzte, Bänker und neureiche Yuppies wohnen. Das entspricht einfach nicht der Realität. Aber gemosert wird schon seit Jahren. Den einen ist es hier zu laut und zu dreckig und den anderen zu spießig-normal. Also was denn nun?

  4. „Dresden, wache auf!“ Von Aufwachen sprechen auch die Pegidanten, das mag ich mseitdem nicht mehr. Aber es ist schon wahr, diese Leute haben noch viel mehr als diese Redewendung kaputtgemacht.
    Wobei ich denke, dass die Pegidanten eher ein Symptom einer schon sehr lange bestehenden Krankheit sind. Sie hatte Dresden schon vor fast 100 Jahren (oder noch eher?) befallen und wurde seitdem nicht wirksam bekämpft. Jetzt hat Dresden gerade einen Schub, einen schlimmen. Und keine Regierung, die dem Ganzen etwas entgegenzusetzen weiß, oder vielleicht will sie auch gar nichts entgegensetzen. Sachsen geht es da nicht besser. Lieber weggucken, weitermachen, den Ausschlag ein bisschen überschminken, dann fällt nicht auf, wie infektiös das ist. Und natürlich an der falschen Stelle rumdoktern. Nur blöd, dass ich nicht mehr weg kann.

  5. Ich teile viele der oben genannten Ansichten. Aber eins ist klar: Als gebürtiger Sachse ist es für mich selbstverständlich, dass man von der regierenden Obrigkeit kaum Unterstützung für vom gemeinen Spießertum abweichendes Verhalten bekommt. Es gibt das typisch christdemokratische Werte- und Wirtschaftsdenken und fertig. „Weltoffen“ heißt in diesem Kontext ausschließlich „Wir wollen keine Investoren vergraulen.“ Kulturell und gesellschaftlich wird ein gaaanz fades Süppchen gekocht – der Abweichler wird solange wie möglich ignoriert, bis er lästig wird. Dann kommt der Polizeikessel, das Ermittlungsverfahren, die Räumung.

    Die einzige Lösung ist, das schwarze Geschwader weitgehend zu ignorieren und sein eigenes Ding durchzuziehen. Der schwarze Blob ist nicht zu bezwingen.

  6. also ich werde im sommer, nach dann sechs jahren in dresden (johannstadt, pieschen, neustadt), ebenfalls wegziehen. meine gründe dafür sind oben fast alle genannt. danke dafür.
    noch einen zusätzlichen aus der arbeitswelt (also nicht uni) hätte ich: pegida hat bei meinen kolleginnen ansichten zum vorschein gebracht, die bestimmt schon lange da waren, mir gegenüber aber nie so direkt gezeigt wurden. oder anders: der stetige unterschwellige rassismus ist inzwischen zu einem offenen geworden. ohne, dass es große widersprüche gibt (wie oben beschrieben).
    eine frage bleibt aber noch: warum gerade hier? liegt vielleicht daran, dass hier fast nur leute aus sachsen wohnen. tal der ahnungslosen halt…

    • Pass nur auf, dass Dir das Gleiche nicht auch an dem Ort passiert, an dem Du demnächst Deine Zelte aufschlagen wirst. Rassismus gibt es leider überall.

  7. Ich frage mich ernsthaft, wer hier der geistige Einzeller ist?! Es ist schon obszön, über die angebliche Gewaltbereitschaft von PEGIDA zu schwafeln, wenn man die Bilder von Frankfurt vor Augen hat. Wenn nicht vermummt, bekam man hassverzerrte Fratzen zu Gesicht. DAS ist LINKS? Nein danke! Auch wenn ich diese Partei bisher gewählt habe aus der Überzeugung, dass sie die Interessen des „kleinen Mannes“ vertreten. Dieser Hass und diese Diktatur ist nicht mehr meins.
    „Unsere Fahne ist rot, der Feind steht rechts.“ war übrigens eine Parole der SA, wenn sie zusammen mit Kommunisten gegen die preußische Regierung vorgingen (SPD), als tapfere Kämpfer gegen den „Sozialfaschismus“…
    Ach ja, noch was. Kennst du den Unterschied zwischen Bayer und dem Sozialismus? Bei Beyer wurden/werden Versuche an Tieren ausgeführt. Der Sozialismus wurde am Menschen probiert und für qualvoll empfunden. Was weißt du Idealist denn, was Sozialismus bedeutet?
    Wohnungen mit der Toilette eine Treppe tiefer.
    Schimmel an allen Wänden, weil es durchs Dach durchregnete.
    Du studierst? Wie toll! Hattest du in der DDR nicht die richtige polit. Einstelllung oder gar Verwandte „im Westen“, durftest du noch nicht einmal das Abitur an den weiterführenden Schulen, spricht EOS, absolvieren.
    Mangelwirtschaft in allen Bereichen, gerade in Dresden, der Stadt der sog. „Ahnungslosen.
    Was davon hast du erlebt, dass du romantisch von der „Neustadt“ in Dresden oder allgemein zu sozialistischen Zeiten sprechen könntest? Wie arrogant, als „Spätgeborener“ sich darüber ein Urteil zu erlauben!

    • Gut gebrüllt Löwe, aber wie heißt es so schön: Thema verfehlt, sechs, setzen!

      Es geht im Blogbeitrag nirgendwo um einen Vergleich zwischen Links und Rechts, der Sozialimus wird nirgendwo erwähnt und ich erlaube mir auch kein Urteil über die DDR oder ähnliches. Wer lesen kann ist klar im Vorteil.

      Die anfängliche Beleidigung ist übrigens auch ein gutes Zeichen dafür, dass darauf nur eine Hasstirade ohne Substanz folgt. Aber: Niemand ist unnütz, man kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

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